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AB-Mythos 5: ‚Man muss ein Arschloch sein, um Erfolg zu haben.‘

Es gibt Menschen, die andere ausnutzen, austricksen, schlecht behandeln und trotzdem immer wieder Sex und Beziehungen haben. Und es gibt Menschen, die sich anständig verhalten und allein bleiben. Wie kann das sein? Muss man zum Neandertaler zurück mutieren? Oder einsam und tapfer zu seinen Werten stehen?

Die Lösung liegt darin, vom Schwarz-Weiß-Denken los zu kommen. Die Extrempositionen sind nämlich beide nicht gut:

Man kann wie gesagt auch ohne Respekt vor den Mitmenschen Sex oder Beziehungen haben. Es findet sich immer jemand, der sich das zumindest vorübergehend bieten lässt. Die Frage ist, wie befriedigend solche Erfolge sind. Echte Begegnungen erreicht man nicht durch Tricks oder Strategien, sondern durch Offenheit, Respekt und ’sich zeigen‘. Und zwar nicht nur den Bizeps oder den tiefen Ausschnitt, sondern auch die Gefühle und Gedanken, die einen grade bewegen.

Das andere Extrem funktioniert aber auch nicht. Viele ABs sind verständlicher Weise sehr vorsichtig und bleiben da stehen, wo sie denken, dass das Gegenüber seine Grenze hat. ‚Wenn ich jetzt noch weiter gehe, könnte das als Nötigung empfunden werden, dann läuft er/sie weg und ich hab gar nichts mehr‘. Tatsächlich hat aber die Zielperson oft noch gar nicht bemerkt, dass da grade jemand Kontakt aufnehmen will. Oder umgekehrt: da hat jemand anderes Interesse und winkt schon heftig mit dem Zaunpfahl, aber der AB bemerkt oder versteht das überhaupt nicht.

Es geht hier nicht nur um Abstand in Zentimetern, sondern auch um die Intention. Vielen ABs fällt es überhaupt nicht schwer, Kontakt zu anderen Menschen herzustellen, aber der Kontakt wird einfach nicht sinnlich (immer nur Kumpelschiene…)

Und das führt zur Königsfrage: ‚Woher weiß ich, wie nah jetzt grade richtig ist?‘ Es gibt hier eine großartige Methode: Ich taste mich voran. Irgendwann wird das Gegenüber zurück melden, dass da seine Grenze verläuft. Zum Beispiel durch vorsichtigen Rückzug (weicht z.B. dem Blickkontakt aus oder dreht den Körper weg). Dann kann ich erst mal innehalten oder einen kleinen Schritt zurück gehen oder mich notfalls freundlich entschuldigen. Oder das Gegenüber zeigt Aufmerksamkeit (z.B. durch wiederholten oder etwas längeren Blickkontakt, Lächeln, Neugierde…). Dann kann ich mich weiter voran tasten.
Erst an dieser Grenze kann ein Kontakt statt finden. Alles vorher ist Fantasie und Projektion. An dieser Grenze kann ein Dialog beginnen, egal ob mit Worten, Blicken oder Berührungen. Ein ständiges Vortasten und Innehalten, Reaktionen beobachten und darauf wieder selbst reagieren. Ein Tanz.
Wie weit und in welche Richtung dieser Dialog gehen wird, ist vorher völlig offen. Und genau das macht es ja so spannend!

Am erfolgreichsten sind also nicht ‚Neandertaler‘, sondern Menschen, die ihre eigene Grenze gut kennen und ein gutes Gespür für die Grenze des Gegenübers entwickelt haben. Praktischer Weise hilft das nicht nur beim heißen Flirt, sondern auch in der Alltagskommunikation enorm!