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Praktische Tipps für ABs von einem AB

Hallo Herr Schorn,

Danke nochmal für das nette Gespräch.

Sie meinten, dass Sie wenig Feedback von Ihren Klienten bekommen. Da Sie erzählt haben, dass viele ABs auch ein kommunikatives Problem haben, dachte ich, es interssiert Sie vielleicht im Hinblick auf Beratung und Tippsgeben an weitere ABs, wie ich es gelernt habe, offen auf andere Menschen, vor allem Frauen, zugehen zu können und locker ins Gespräch zu geh’n (das war nämlich bis ca. 18-19 Jahren bei mir auch nicht der Fall). Grund war auch, dass ich in der Schule auch eher der Außenseiter war, sogar teils gemobbt wurde.

  • Der erste Schritt war, dass ich mich von den Personen getrennt habe, die mir nicht gut taten. Das ging gut, da ich im Studium in eine ganz andere Stadt gegangen bin. Wenn ich doch mal einer solchen Person begegnet bin, habe ich mir eingeredet, dass ich gut bin so wie ich bin, und wenn mich jemand nicht annimmt, dann ist er selbst schuld.
  • Ich habe angefangen, auf das zu schauen was in meinem Leben gut ist und mich daran erfreut: Gesundsein, Familie, das ist alles nicht selbstverständlich.
  • Ich habe mich an kleinen Erfolgen hochgearbeitet. Wenn ich mal mit einer Frau ins Gespräch gekommen bin, habe ich mich daran erfreut. Auch wenn ich vielleicht sehr unsicher war, ich habe mich aber über den kleinen Erfolg gefreut, überhaupt mit ihr geredet zu haben. Je öfter ich mit Frauen geredet habe, desto lockerer wurde ich, bis dahin, dass ich heute zwei intensive Freundschaften mit zwei Frauen habe, mit denen ich sogar über intime Dinge wie ABsein reden kann.
  • Eine ganz entscheidende Technik die ich entdeckt habe, Unsicherheiten zu verlieren ist, immer nach einer Begebenheit in der ich mich unsicher gefühlt habe oder mich nicht getraut habe irgendwas zu sagen (z.B. eine Frau anzusprechen), zu reflektieren, wovor ich denn Angst habe. Was denn das Schlimmste ist, was passieren hätte können. Mir ist dann meistens aufgefallen, dass das Schlimmste was hätte passieren können eigentlich gar nicht schlimm ist.
  • Ich habe mit 20 auch einen Job als Fremdenführer angenommen, bei dem ich Führungen für Touristen in einem barocken Schloss gehalten habe. Das hat mir auch enorme Sicherheit in der Kommunikation gegeben und mich auch in meiner Rolle als Führungsperson unter Freunden reifen lassen.
  • Ich bin katholisch aufgewachsen, habe mich Ende meiner Teenagerzeit in der Jugendarbeit engagiert und auch in meiner Rolle als Gruppenleiter Selbstbewusstsein erlangt.
  • Vor zwei Jahren habe ich angefangen mir selbst Orgelspielen beizubringen (das ging recht gut, da ich als Kind schon Klavier gelernt habe und bei Orgel lediglich das Pedal für die Füße dazukommt). Seitdem spiele ich aushilfsweise öfter mal die Orgel in Gottesdiensten, was glaub ich in meiner Rolle als Führungsperson den Durchbruch brachte. Denn man führt als Organist den Gesang einer Kirchengemeinde an, das ist ein wirklich unbeschreibliches Gefühl, das mir sehr viel gegeben hat.
  • Ich hatte auch immer sehr große Angst, eines Tages mal, wenn ich es schaffen sollte, mit einer Frau intim zu werden, mich „nackt zu präsentieren“. Auch wenn ich sicher trotzdem noch unsicher sein werde wenn dann die Frau vor mir steht (soweit war ich bisher nämlich noch nicht), habe ich viel weniger Angst davor, seitdem ich regelmäßig in eine gemischte Sauna gehe. Man gewöhnt sich daran, vor anderen Leuten nackt zu sein. Vielleicht ist das auch ein Tipp den Sie anderen ABs geben könnten.

Leider fehlt mir die Sicherheit in Bezug auf Körperlichwerden mit Frauen noch, aber das Gespräch mit Ihnen hat mich jetzt doch ein bisschen optimistisch gemacht, dass ich die Hoffnung noch nicht begraben muss.

Beste Grüße und bis bald!

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