Vor einiger Zeit schrieb ich hier einen Beitrag über die Frage ‚Gibt es ein Recht auf Sex?‘
Wie kann man seine Lust und Sinnlichkeit leben, wenn kein anderer Mensch da ist, der das teilen möchte? Sind Nähe und Sex gegen Bezahlung ethisch vertretbar? Ist das ein ganz grundsätzliches Problem oder setzen wir das in unserer Gesellschaft bisher nur furchtbar schlecht um? Wie könnte das besser gehen?
Und dann begegnete ich Kristina Marlen. Sie bot einen Gesprächsabend an zum Thema ‚Fragile Räume – Neue Definitionen von Sexpositivität‘. Ich war schwer beeindruckt von ihrer Klarheit, ihrer Haltung und ihrem Humor. Zwei Tage später nahm ich deshalb kurz entschlossen an einem ihrer Workshops teil. Es ging eigentlich darum, im sinnlichen Kontext mit Macht und Ohnmacht zu spielen. Mit Sexarbeit hatte das überhaupt nichts zu tun. Tatsächlich bekam ich dort trotzdem ganz nebenbei auch die Antwort auf meine Fragen oben.
Marlen schreibt über sich selbst:
Sexarbeit is Berufung, Leidenschaft und Vision für mich. Ich glaube, dass Sexarbeit unser Leben und unsere Gemeinschaften bereichern können. Als Aktivistin arbeite ich konstant an einer Vision, wie selbstbestimmte und gestärkte Sexarbeiter*innen die Welt verändern können – indem sie Intimität, Berührung, Wissen und Lust teilen.
Meine Arbeit zeichnet sich aus durch die Mischung aus einem beherztem Ja zu sexueller Energie, lustvoller Körperlichkeit, Wissen, Kreativität und Flow. Ich bringe auch mein Wissen als Physiotherapeutin, Tänzerin, erfahrener Bondage Lehrerin und Performerin mit ein. Getragen wird das von einer geerdeten spirituellen Haltung, die die Menschen liebevoll annimmt, so wie sie sind.
Und so hab ich sie erlebt. Sie hat an diesem Abend Räume geöffnet, erzählt, gelacht, Menschen auf unterschiedlichste Weise berührt, und ich musste dabei an einen jungen Hund denken, der im Schnee tollt. Mir ging das Herz auf! Das wirkte so ungeheuer lebendig auf mich, und ich sagte mir: vielleicht darf ich das dann auch sein!
Marlen bietet auch ziemlich exotische und fantastische Sachen an, aber am großartigsten fand ich die Basics: Wie unfassbar leicht kann es sein, wenn Menschen sich berühren!